WOLFGANG HEEDT
 

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03.01.2024

Dreigleisiger Ausbau der DB-Trasse: Rollen bald Abrissbagger durch Bad Godesberg?

Ich sehe einen dreigleisigen Ausbau der Eisenbahntrasse durch die Mitte Bad Godesbergs äußerst kritisch. Ein Ausbau der S-23 bis Mehlem ist nur dann zu rechtfertigen, wenn der Nutzen für die Bevölkerung die damit verbundenen Nachteile, wie erhebliche Eingriffe in das Stadtbild und die Lärmproblematik, bei Weitem übersteigen. Das ist aber auch mit viel Fantasie nicht erkennbar. Der Ausbau käme nur der Bahn zugute, die dann noch mehr Güterverkehr über die linksrheinische Rheinstrecke schicken könnte. Bereits heute ist die die Bevölkerung entlang der linksrheinischen Rheinstrecke mit über 320 Zugbewegungen pro Tag extrem belastet. Im Hintergrund steht, dass die Rheinstrecke am Anschlag ist. Dazu tragen vor allem viele Güterzüge bei, die Container von den ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) in den Süden Deutschlands, die Schweiz und nach Italien transportieren, denn die großen Containerschiffe laufen erstaunlicherweise nicht das Mittelmeer an. Bekäme man die Güterzüge aus dem Rheintal heraus, würden die bestehenden Schienenkapazitäten für den Personenfern- und –nahverkehr ausreichen.
Die Verkehrsprobleme Bad Godesbergs werden jedenfalls so nicht gelöst. Täglich wird die Stadt über die B9 sowie über das Marienforster Tal von enormen Ein- und Auspendlerzahlen durchströmt. Für die B9 gibt es dank des Straßentunnels eine gute Lösung. Ein jüngeres Gutachten prognostiziert jedoch für 2030 für Burgstraße und Bonner Straße eine Belastung von 27.000 Kfz täglich. Hier ist die Priorität zu setzen und endlich einmal ein bedarfsgerechtes und zum PKW konkurrenzfähiges ÖPNV-Angebot zu entwickeln. Die sich in Planung befindenden Schnellbuslinien aus Wachtberg oder Meckenheim sind wegen ihrer geringen Transportkapazität hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die S-23 bis Mehlem zu führen ist hingegen völlig am Bedarf vorbeigeplant. Für Mehlem und das angrenzende Lannesdorf sind keine Neubaugebiete in einer Dimension in Planung, die zu dramatischen Steigerungen von Pendlerzahlen führen würden. Damit ist der Sinn der Maßnahme äußerst zweifelhaft, außer dass dann noch mehr Güterverkehr auf der Schiene durch das Rheintal gepresst wird.
Vom Dorfzentrum Mehlems aus benötigt der Reisende nach Bonn zur Haltestelle Uni/Markt laut Bahn-App in der Kombination aus Bus und Eisenbahn 25 Minuten (2 x umsteigen), mit Bus und Stadtbahn 31 Minuten (1 x umsteigen) und mit dem Auto laut Google Maps 18 Minuten. Damit dürfte klar sein, wer auch in Zukunft Sieger auf der 10 Kilometer langen Strecke sein wird.
Da der Mehlemer Bahnhof 1,5 Kilometer außerhalb des Mehlemer Zentrums liege, muss er von ÖPNV-Teilnehmern immer über den Bus angesteuert werden. Hierfür ist eine Umsteigezeit von mindestens vier Minuten erforderlich, die auch bei dreigleisigem Ausbau nicht eliminiert werden kann.



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